Nichtwissen: Abschlussreflexion #MeinZiel22

„Intelligenz ist die Fähigkeit, den Raum des Nichtwissens nicht mit Vorurteilen zu füllen, sondern mit Neugier.“

Unbekannter Verfasser

Mit diesem Statement als Wegweiser hatte ich am 17. Januar 2022 meine Lernreise begonnen, und mit diesem Statement beende ich sie auch.

Meine Themenschwerpunkte waren:

Während der Lernreise sind diese Blogartikel entstanden:

Außerdem habe ich eine Quellensammlung erstellt.

Learnings

Seit dem ersten Boxenstopp konnte ich vor allem über diese beiden Themen hinzu lernen:

Orthogonale Kompetenz

Bei meinen Recherchen zum Thema war ich auf die Seite nichtwissen.com von Daniel Juling gestoßen, und er seinerseits wurde über einen LinkedIn-Post auf mich aufmerksam. Anfang April hatten wir einen ausführlichen und inspirierenden Austausch über Zoom.

Anfang Mai habe ich dann an Daniel Julings Workshop „Orthogonale Selbstführung“ teilgenommen. Hinter dem Begriff verbirgt sich das Konzept einer Selbstführung, bei der nicht nur aufbauend auf dem eigenen Wissen und Weltbild gearbeitet wird, sondern auch und gerade mit dem, was wir nicht wissen und nicht wissen können.

Eine orthogonale Kraft wirkt rechtwinklig, von der Seite her, und kann dazu führen, vom Weg Richtung Ziel abzukommen. Am einfachsten lässt sich das mit der Metapher des Segelns verstehen: Wenn der Wind von der Seite kommt, bringt er das Boot vom Kurs ab – es sei denn man benützt die Winderverhältnisse und setzt die Segel so, dass man trotzdem auf Kurs bleibt.

Man kann Nichtwissen als die Summe aller unbekannten Einflussfaktoren auf ein Vorhaben betrachten. Nichtwissen hat erhebliche Wirkungskraft und kann ein Vorhaben vom Kurs abbringen. Es sei denn, man versteht es, die „Seitenwindeffekte“ bewusst zu nutzen und ihre Wirkungskraft zu lenken. Daniel Juling führt in seinem Workshop in die bewusste Nutzung der unbegrenzten Ressource Nichtwissen insbesondere unter Zuhilfenahme des Kohärenzsinnes ein. Die Kompetenz, die so entwickelt werden kann, nennt er orthogonale Kompetenz.

Back to the U

Immer wieder bin ich während meiner Lernreise auf die Theorie U zurückgekommen. Während ich mich mit verschiedenen Konzepten und Perspektiven beschäftigt habe, ist mir zunehmend klarer geworden, dass die Theorie U einen sehr ausgereiften Prozess zur Navigation von Nichtwissen zur Verfügung stellt. Allerdings wird dort kaum explizit von Nichtwissen gesprochen sondern von der emergierenden Zukunft und wie wir diese antizipieren können.

Im Zusammenhang mit diesen Erkenntnissen bin ich auch auf das Praxisbuch für wirksame Veränderung von Cornelia Andriof gestoßen. Andriof hat mit vielen anschaulichen Beispielen und Übungen herausgearbeitet, wie man den U-Prozess im Coaching und Selbstcoaching nutzen kann. Mich hat diese Lektüre dazu angeregt, meine persönlichen Journaling-Fragen zu entwickeln – eine Kurzversion für ein ad hoc Mini-Journaling und eine ausführlichere Version mit 10 Fragen. (Journaling ist eines der zentralen Tools der Theorie U.)

Die Theorie U füllt den Raum des Nichtwissens mit offenem Denken, mit Einfühlung, mit einem offenen Willen und mit der Erprobung zukünftiger Möglichkeiten.

Mein Fazit

Das Projekt #MeinZiel22 ist zu Ende. Meine Beschäftigung mit Nichtwissen ist es nicht. Das Thema gewinnt weiter an Bedeutung für mich.

Bei der abschließenden Durchsicht meiner Quellensammlung ist mir aufgefallen, dass ich einige Beiträge von Andreas Zeuch aufgenommen habe, die ich nach dem ersten Lesen sehr inspirierend fand. Eigentlich wollte ich mich mit seinen Gedankengängen intensiver beschäftigen. Dieser Punkt ist jedoch offen geblieben.

Letzten Endes hat mich meine Lernreise einmal mehr zur Theorie U geführt. Theorie U ist mein Heimathafen für die Navigation von Nichtwissen. Sie stellt einen ausdifferenzierten und mächtigen Werkzeugkoffer für den Umgang mit Nichtwissen bzw. mit der emergierenden Zukunft zur Verfügung. Im Alltag nutze ich intensiv verschiedene Formen des Journaling und – wo sich die Möglichkeit ergibt – den generativen Dialog. Rilkes Vorschlag, die Fragen zu lieben, ist für mich eine gute Ergänzung des Werkzeugkoffers.